Zähneknirschen

Volkskrankheit Zähneknirschen

Jeder dritte Deutsche knirscht nachts mit den Zähnen – und kaum einer weiß es. Gehören Sie auch dazu? Fühlen Sie mit uns der unerkannten Volkskrankheit auf den Zahn.
Zeigen Sie Zähne, gern, viel, oft, beißen Sie sich durch, feste – aber doch bitte nur tagsüber im Büro! Nachts im Bett sollten Ihre Mundwerkzeuge mit Ihnen ruhen. Tun sie aber leider bei immer weniger Menschen: Jeder dritte Deutsche knirscht bereits im Schlaf mit den Zähnen, lässt die Kiefer malen und knacken – Tendenz steigend. Fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung leiden sogar unter einer Craniomandibulären Dysfunktion (CMD). Bei dieser Kieferfehlstellung reiben nicht nur die Zähne aufeinander. Diese geräuschvolle Marter im Mund stört zudem die Nachtruhe Ihres Partners und hat massive Auswirkungen auf Ihre Gesundheit. Verspannte Nackenmuskulatur, Kopfschmerzen, die sich bis zur Migräne steigern, Fehlstellungen des Beckens und sogar Tinnitus können die Konsequenzen sein, wenn eine CMD nicht rechtzeitig erkannt wird.
Ob reines Zähneknirschen (Bruxismus) oder gleich CMD, die Ursache ist häufig die gleiche: Stress. Deshalb sind auch 80 Prozent der Betroffenen Frauen, denn sie fressen Stress öfter als Männer in sich hinein. Die Folge: massive Verspannungen im Kiefer, die sich als Zähneknirschen entladen. Wird der Bruxismus früh erkannt, ist eine Therapie recht einfach. Katja Lehmann, 29, zum Beispiel bekam ihr Problem in vier Monaten wieder in den Griff. „Bei uns in der Firma ging es einige Monate ziemlich heftig zur Sache“, erzählt die Bürokauffrau. „Und irgendwann hat sich mein Freund beschwert, dass ich nachts mit den Zähnen knirsche.“ Ihr Zahnarzt stellte schon einen leichten Zahnabrieb fest und passte ihr eine einfache Aufbiss-Schiene an, die sie nachts tragen musste, um die Zähne zu schonen. Außerdem empfahl er ihr, Entspannungstechniken zu lernen, um Körper und Psyche wieder ins Gleichgewicht zu bringen. „Ich habe bei der Volkshochschule einen Kurs für Progressive Muskelentspannung belegt und mich schon nach ein paar Wochen deutlich relaxter gefühlt“, sagt Katja Lehmann.
„Wie lange die Therapie dauert, hängt wesentlich vom Patienten ab, denn erst, wenn er mit seinem Stress umgehen kann, nimmt die Spannung im Kiefer ab, und das Zähneknirschen hört auf“, sagt der Zahnarzt Christian Köneke aus Bremen, der auf interdisziplinäre Zahnmedizin spezialisiert ist. Wichtig: Die Entspannungsübungen sollten auch nach der eigentlichen Behandlung regelmäßig gemacht werden, denn wer sich wieder stressen lässt, knirscht meistens auch erneut mit den Zähnen. Schwieriger wird die Diagnose, wenn Patienten schon eine Kieferfehlstellung entwickelt haben. Ursachen können neben hoher psychischer Belastung auch schief sitzende Zähne, Zahnlücken oder schlecht angepasste Füllungen sein. Die Verschiebung des Kiefers macht sich dann nicht mehr nur an den Zähnen bemerkbar. Starke Verspannungen im Nacken oder Rücken, Beschwerden an der Wirbelsäule oder Ohrenschmerzen können Indizien für eine CMD sein – die selbst von Fachärzten häufig nicht erkannt wird.

Mahlen Sie nachts? Machen Sie doch schnell unseren Test unten – aber beißen Sie dabei auf gar keinen Fall die Zähne zusammen!

Der Schnell-Check
Sind Sie in akuter Knirsch-Gefahr?
Mit dem Fragebogen der CMD-Clinic Hamburg ( www.cmd-clinic.de ) können Sie testen, ob Sie möglicherweise von einer Craniomandibulären Dysfunktion betroffen sind. Sollten Sie mehrere Fragen mit ja beantworten, klären Sie am besten mit einem CMD-Spezialisten, ob Behandlungsbedarf besteht.

– Ist Ihre Unterkieferbeweglichkeit eingeschränkt?
– Leiden Sie unter Schmerzen in der Ohr- und Kiefergelenkregion?
– Beobachten Sie Knack- oder Reibegeräusche beim Öffnen oder Schließen des Mundes?
– Leiden Sie unter Ohrgeräuschen oder Tinnitus?
– Haben Sie das Gefühl, dass Ihr Biss nicht stimmt?
– Knirschen Sie mit den Zähnen?
– Hatten Sie jemals einen Unfall mit Schädigungen im Hals- oder Kopfbereich?
– Leiden Sie unter Kopfschmerzen oder Migräne?
– Haben Sie Verspannungen der Nacken- und/oder Schultermuskulatur?
– Haben Sie Gleichgewichtsstörungen oder Schwindelgefühle?
– Leiden Sie unter Schlafstörungen (Schnarchen, Atemaussetzer) mit Tagesmüdigkeit?

Quelle: woman-magazin.de